Wie man die effizienteste Ressource findet

In diesem Artikel beschreibe ich ein Vorgehen, wie man die Kern-Intension ermittelt, um eine effiziente Ressource zu bestimmen, mit der Gefühle verändert werden können.

Gefühle

Gefühle kann man nur mit Gefühlen verändern! Das schreibt Adrian Schweizer in einem Artikel der Praxis Kommunikation. Das Standardverfahren für den Transfer von Gefühlszuständen im NLP und in anderen Änderungsdisziplinen ist das Übertragen von Ressourcen. Die NLPler nennen es „collapsing anchors“. Der Klient definiert einen Problemzustand und einen Zielzustand. Um den Problemzustand in den Zielzustand überzuführen, braucht es Ressourcen: Der Klient erinnert sich assoziiert an einen positiven Gefühlszustand, den er einmal erfahren hat. Dieses Gefühl kann dann mit den unterschiedlichsten Ankertechniken in den Problemzustand eingeschleust werden, so dass sich das Problem-Gefühl in das Ziel-Gefühl verwandelt. Für den, der gerne effizient arbeitet, stellt sich die Frage, wie man genau dasjenige Gefühl ermitteln kann, das dem Klienten in der Problemsituation fehlt?

Was der Klient wirklich braucht

Wenn man den Klienten „Was brauchst Du?“ fragt, oder ihm eine Menükarte möglicher Ressourcen vorhält und er sich welche aussuchen soll, wird er in der Regel die Charaktereigenschaften wählen, die seinem bewussten Überzeugungsmodell zugrunde liegt. Die Dinge, die der Klient im Unbewussten gespeichert hat, kann er in diesem Moment nicht benennen. Hier ist der Coach als Begleiter gefragt. Ich verdeutliche das in einer kleinen Geschichte als Auszug eines Coachings mit einem Klienten namens Holger…

Eine kleine Geschichte

„Holger, wenn du es dir erlaubst, dass du dich so schlecht fühlst, und du somit auch dafür verantwortlich bist, dass du diese Anspannung in deinem Brustkorb hast, warum tust du das eigentlich? Was gewinnst du für dich, wenn du dafür sorgst, dass es dir hier so schlecht geht? Warum verhältst du dich so?“ Holger reagierte erstmal mit Unverständnis. Ihm war spontan einfach nicht klar, warum er das tut. Um ihm zu helfen, fragte ich die neun Leitwerte nach Adrian Schweizer ab. Holger kam darauf, dass hinter dem Verhalten der Wunsch nach INTEGRITÄT und nach FREIHEIT steckte. Wie wusste er das? Sein Körper hat beim Anzählen der beiden Werte am heftigsten reagiert: Bei beiden Werten fing er an, leicht zu schwanken, was bei den anderen Werten nicht der Fall war. Ein zweimaliges Überprüfen bestätigte den Befund. Er fügte hinzu: „Weil die Dinge erledigt werden müssen und ich meine Projekte ins Ziel bringen möchte!“. Bei John Grinder, dem Mitentwickler des NLP, habe ich im Rahmen seiner New Code-NLP Ausbildung in Wien von ihm den Satz mitgenommen: „What´s the intention behind the intention?“ Gib dich also nicht mit der zuerst an die Oberfläche kommenden Motivation zufrieden, sondern gehe tiefer (in das Unbewusste)! Ich zog also einen neuen Rahmen um Holgers Aussage: „Wenn dein Wunsch, Dinge zu erledigen und Projekte zu leiten, eine Strategie ist, um etwas anderes zu erreichen, für was ist das dann deine Strategie?“ Ich rahmte die so gewonnenen Aussagen zur Motivation auf diese Art immer wieder als Strategie und bohrte so lange weiter, bis Holger sich in seinen Aussagen im Kreis drehte und am Ende die beiden folgenden Aussagen immer wieder kamen:

  • „Ich möchte mich gut fühlen!
  • „Ich möchte Erfolg haben!

Bingo! Wir waren an der Quelle der Motivation angekommen. Die Ressource, die Holger in diesem Kontext am dringendsten braucht, ist Erfolg zu haben und dieser Erfolg war das gute Gefühl, das ihm fehlte. Natürlich befragte ich Holger entsprechend und er bestätigte diese Sichtweise.

Fazit

Wenn man sorgfältig die „richtige“ Ressource herausarbeitet – nach Grinders „What ist the intention behind the intention?“ -, genügt nach meiner Erfahrung meistens die Gabe eine einzige Ressource um die gewünschte Änderung des Gefühls zu bewirken! Ich verwende dieses Verfahren inzwischen standardmäßig in meinen Vorgehensmodellen und genieße gemeinsam mit meinen Klienten die Effizienzsteigerung. Ich wurde von Coach-Kollegen darauf angesprochen, ob dieses tiefe Hinabsteigen zur Quelle der Motivation nicht zu Problemen und irgendwelchen unangenehmen Quereffekten führt. Derartiges habe ich in meiner Praxis selbst bei Klienten mit komplexen Verstrickungen nicht beobachtet oder gespiegelt bekommen. Vielmehr sind die Klienten erstaunt darüber, wie kompliziert sie es sich im Leben machen. Wenn sie beispielsweise bewusst nach INTEGRITÄT streben und sich sklavisch an Regeln halten, weil sie für sich hierdurch SICHERHEIT erhoffen. Diese SICHERHEIT ist aber nur das Mittel mit dem Ziel, das Leben INTENSIV genießen zu wollen. Dieses Ziel torpedieren sie aber mit ihrem integren Verhalten, da die Unterordnung unter ein Regelwerk normalerweise den gewünschten positiven intensiven Gefühlen entgegensteht. Als Nebeneffekt erhält der Coach mit dieser Vorgehensweise auch wertvolle Informationen über die (ehemals) unbewusste Lebensstrategie des Klienten. Dies kann die Basis für eine weitere vertrauensvolle Entwicklungsarbeit sein.  

Adrian Schweizer in der Praxis Kommunikation: „Nur Gefühle verändern Gefühle!“ Reiner Ponschab / Adrian Schweizer: Kooperation statt Konfrontation – Neue Wege anwaltlichen Verhandelns
Reiner Ponschab / Adrian Schweizer: Kooperation statt Konfrontation – Neue Wege anwaltlichen Verhandelns